Sturheit und Gefühle
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Sehr geehrter Herr!
Wenn ich Ihre Anfrage durchlese, fällt mir auf, dass Sie Ihr Anliegen sehr genau beschrieben haben und dass Sie dabei Ihre eigenen Anteile nicht außer Acht lassen. Sie schreiben, dass sich Ihre Ehe schon seit langem in einer Krise befindet, dass aber immer noch Liebe da ist. Im langjährigen Ehealltag kann es passieren, dass die Liebe immer mehr verblasst. Sie ist dann zwar noch vorhanden, aber eben ermattet und schwach. Sie erinnern Sich sicher noch an die erste Zeit mit Ihrer Frau, als Sie sie kennen und lieben lernten. Vielleicht können Sie Sich Erinnerungen an diese Zeit ins Gedächtnis rufen, alte Fotos betrachten, Briefe von damals wieder lesen, die Orte Ihrer ersten Treffen wieder aufsuchen. Das könnte Ihnen dabei helfen, die speziell für Sie liebenswerten Seiten an Ihrer Frau wieder deutlicher zu sehen und dadurch weg zu kommen von einem vagen Gefühl von „Wir lieben uns doch…“ hin zu einem konkreten „Ich liebe Dich, weil…“. Und dieses „weil…“ muß wieder konkreter werden, braucht wieder mehr Farbe. Sie haben Sich und Ihre Frau in Gesprächen als stur und auf Ihrem Recht beharrend beschrieben. Dann gibt es Krach, und die Gespräche enden meist unbefriedigend. Wenn das passiert, kann es daran liegen, dass beide Gesprächspartner sehr auf den Gesprächsinhalt fixiert sind, gleichzeitig aber Themen auf der Beziehungsebene mitschwingen, auf die jedoch nicht eingegangen wird. Vielleicht schreckt Sie manchmal die Schärfe und Heftigkeit der Argumentation Ihrer Frau. Sie reagieren darauf abwehrend, woraufhin Ihre Frau noch vehementer wird usw. Versuchen Sie einmal, in einer Diskussion bei Sich selbst nachzuspüren, was Sie zu dem empfinden, was Ihre Frau sagt und wie sie es sagt. Vielleicht sind da Gefühle wie Verwunderung, Erstaunen, Verwirrung, vielleicht auch Erschrecken oder Trauer, vielleicht auch Ärger oder Wut. Wenn es Ihnen möglich ist, sprechen Sie diese Gefühle möglichst neutral und ohne Wertung Ihrer Frau gegenüber an. Sagen Sie z.B.: „Mich verwundert Dein vehementer Ausdruck“, ohne jedoch darin die Aufforderung zu verpacken, dass Ihre Frau sich gemäßigter ausdrücken sollte. Versuchen Sie aber für den Anfang, Gefühle wegzulassen, die negativ besetzt sind wie Ärger oder Wut. Und wenn Sie etwas, was Ihre Frau gesagt hat, nicht genau verstanden haben, fragen Sie nach. Damit vermitteln Sie ihr das Gefühl, dass Sie sie respektieren. Mich würde interessieren, ob Ihnen meine Antworten helfen konnten und wie es Ihnen damit ergangen ist.
Mit freundlichen Grüßen
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