Kraft und Zärtlichkeit

Heiligabend steht vor der Türe. Christen feiern die Geburt ihres Erlösers, aber auch für weniger religiöse Menschen ist es ein familiäres Fest der Liebe, bei dem man sich gerne beschenkt. Es ist ein Fest, das ein bisschen seinen Kern verloren hat. Schaut man sich auf den vielen Weihnachtsmärkten um, dann findet man unzählige Engel in allen nur denkbaren Größen, Materialien und Formen. Wenn Sie aber eine Krippe mit einem Jesuskind suchen, werden Sie möglicherweise lange suchen. Fast scheint es, als ob das Fest mit all seinem schönen Beiwerk geblieben ist, während der Anlass sich zunehmend verflüchtigt hat.

„Kinder in die Mitte“ heißt eine Aktion des Landes Vorarlberg. Das wäre also nichts Ungewöhnliches, aber ein Kind in Windeln, nicht in Pampers deluxe, in einem Futtertrog für Rindsvieher, nicht im Designer-Stubenwagen mit Komplett-Set, nicht in der warmen Stube des Bürgerhauses, sondern in einem Stall. Nur ein paar Hirten schauen vorbei, kein Empfangskomitee von Bürgermeister und Klinikchef. Das ist allerdings etwas Besonderes, fast ungemütlich schon die Vorstellung. Die Engel allein tun da eindeutig weniger weh.

Um dieses Kind ist es aber ursprünglich gegangen, um das Kleine, das Schwache, das Verletzliche, aber auch um das Zärtliche. Ein unmännliches Fest also? Ich glaube nicht. Größe ist nur dann geerdet, wenn sie gewachsen ist, nicht aufgeblasen. Stärke ist nur dann gereift, wenn sie auch die Verletzlichkeit kennt. Und zur Kraft gehört die Zärtlichkeit, ohne die sie nur ein hohles Getrampel ist. Vielleicht beginnt dann, wenn wir uns dessen bewusst werden, die Erlösung.

Dr. Markus Hofer, Männerbüro

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