Lange Zeit über bewegte sich das anerkannte Bild von Männlichkeit zwischen bürgerlicher Leistungsmoral und patriarchaler Dominanz. Die damit verbundenen Männerbilder sind in den letzten Jahren zunehmend in Kritik geraten – nicht nur wegen der Frauenbewegung und ihren berechtigten Anliegen, sondern auch, weil die Hauptgebiete männlicher Selbstvergewisserung – Wirtschaft und Arbeitswelt – nicht mehr die gewohnte Sicherheit bieten.
Dadurch entstehen viel Unsicherheit und Orientierungsprobleme – was sich natürlich auch in brüchiger werdenden Identitätspositionen von Männern niederschlägt. Schon für Buben, die nach Jahren der Mädchenförderung offenbar auch unsere Beachtung zu benötigen scheinen, werden die traditionellen Prozesse des Mannwerdens fragwürdig. Die häufig „fernen“ oder gar abwesenden Familienväter bieten wenig Anlass für hilfreiche Orientierung und Auseinandersetzung. Die fehlenden Männer in der öffentlichen Erziehung tragen zusätzlich zu diesem Vakuum bei.
Deshalb scheinen konstruktive Überlegungen zu Männlichkeit heute für große wie kleine Männer, aber auch für Mädchen und Frauen vonnöten zu sein, um „andere“, „neue“ Arten von Männlichkeit (und Väterlichkeit) und eine sich entwickelnde Identität zu erleichtern. Diese Auseinandersetzungen müssen vom negativen Grundton mancher Geschlechterkampf-Rhetorik befreit und konstruktiv zwischen den Geschlechtern und mit den nachkommenden Generationen geführt werden.