Schwitzhütten-Zeremonie zur Tag- und Nachtgleiche
Bei jeder Jahreszeitenwende findet eine geleitete Schwitzhütte in der Nähe von Stein AR statt.
Jeweils 6 bis 20 Männer aus der Region St. Gallen/Appenzell nehmen an diesen Schwitzhütten teil. Schwitzhütten stehen in der Tradition verschiedener Kulturen. Gemeinsam ist ihnen, dass es es beim Schwitzen nicht nur um eine körperliche Reinigung geht, wie wir das auch aus der Sauna kennen, sondern dass es ein Ort und die Zeit ist, sich mit persönlichen Anliegen zu beschäftigen, in Kontakt mit anderen Menschen, Lebensfragen und Kräften zu kommen, sich zu besinnen und das Leben zu feiern.
Der Ablauf der Schwitzhütte
Wir begrüssen uns im Kreis. Der Schwitzhüttenmeister setzt einen thematischen Schwerpunkt, mit dem wir uns in der Schwitzhütte beschäftigen werden. Die Hütte wird mit Wolldecken belegt und im Holzstoss werden gegen 50 Steine aufgeschichtet. Nach dem Entfachen des Feuers hat jeder Mann ein bis eineinhalb Stunden Zeit, sich mit den Fragen auseinander zu setzen, die für ihn zur Zeit aktuell sind und die er in die Schwitzhütte hineintragen will. Der Feuermann hütet die ganze Zeit das Feuer.
Wenn die Steine heiss sind, gehen wir nackt, einer nach dem anderen, in die Schwitzhütte. Beim hineinkriechen sagt jeder: «Für alle meine Verwandten». Damit wird klar, dass man eine Schwitzhütte nicht nur für sich selber, sondern in einem grossen Zusammenhang erlebt. Der Schwitzhüttenmeister leitet die Zeremonie in der Hütte, begrüsst die Steine mit Kräutern und giesst Wasser auf, damit es in der Hütte heiss wird.
Die Schwitzhüttenzeremonie hat 4 bis 5 Abschnitte:
- «Für sich wünschen»
- «für Andere wünschen»
- «etwas fortgeben» (das nicht mehr nötig ist oder seinem Zweck gedient hat)
- «Mann-Sein» – weil wir eine reine Männerrunde sind, machen wir oft als vierten Abschnitt diesen Aspekt zum Thema
- «sich bei allen beteiligten Menschen, Kräften und dem Schwitzhüttenplatz bedanken» – das ist jeweils der letzte Abschnitt.
Auf Anleitung des Schwitzhüttenmeisters spricht entweder einer nach dem anderen seine Anliegen aus, oder es sprechen alle zur gleichen Zeit. Dann ist Stille oder es entsteht ein Gesang. Es besteht kein Zwang etwas zu sagen.
Zwischen jedem Abschnitt reicht der Feuermann neue, glühende Steine in die Schwitzhütte. Eine Schwitzhütte kann bis 2 Stunden dauern. Nach der Schwitzhütte legen wir uns ins Gras oder in den Schnee und wärmen uns anschliessend am Feuer.
Was in der Schwitzhütte ausgesprochen wird, ist vertraulich. Es wird in der Gruppe nicht darüber diskutiert.
Jeder leistet einen Beitrag für die Benützung des Platzes und an das verbrannte Holz. Als Abschluss, wenn die Hütte aufgeräumt ist, gehen wir gemeinsam essen.